14 März 2006

Clubtour Wiesenbaude Januar 2006





Zu unserer ersten Clubtour im 19.Jahr unseres Bestehens ging es für ein Wochenende in das Riesengebirge zum Bretteln. Alles begann ganz harmlos Freitagabend im alten Sporthotel Harrachsdorf.
Die Letzten trudelten erst nach Mitternacht ein, wo die ersten schon im zweistelligen Bereich tranken. Ein großes Hallo, und den einzig wahren Grund unserer Anreise, gab es am frühen Abend, Gretel.




Gretel, die ehemalige Selbstbedienungskassiererin in der Pivnice, ist aufgestiegen zur Restaurantchefin, oder so was. Jedenfalls hatte der Aufstieg einen fürchterlich faden Beigeschmack. Die Pivnice führt jetzt ein Eingeborener, der auf ganz schlechtem Niveau seinen Dienst versah. Grund für eine Reisewarnung, die sofort ausgesprochen und das Lokal auf der Stelle verlassen wurde.
Aber der Reihenfolge nach. Nach ausgiebigen, guten Abendbrot wurden wir aus dem Restaurant rausgekehrt und setzten in die Bar um. Dort ging angeblich das Bier aus, so dass wir herzhaft in die Sparte „auch teures Bier muss getrunken werden“, griffen.
Blacky war unterdessen auch eingetroffen.
Nachdem ein Sportfreund die Nachtruhe vorgezogen hatte, die Bar geschlossen wurde, zogen wir es vor, die optimale Wettkampfvorbereitung im Bett fortzusetzen.
Nach gutem Frühstück fanden sich die Experten vor dem Haus ein und prüften die Neuschneequalität. Von Blau bis Grün wurden alle Wachsfarben durch das Hotelfoyer gerufen. Natürlich ließen es sich die meisten „Unter vier Stunden Fahrer“ und jene, die den Anspruch erheben, es mal werden zu wollen, nicht nehmen, ordentlich Chemie aufzutragen. Aber für alle Ökorunners: Es ging die knapp 60km auch ohne Wachsen, man muss halt nur den richtigen Ski haben…
Also Start in Harrachsdorf 9 Uhr, Liftfahrt hinauf, die ersten Höhenmeter sollten die schönsten vom Tage bleiben. Dann auf dem Kamm entlang, und da kam der erste Schock: Die Gruppe rutschte ohne Elektrolytaufnahme am Kiosk vorbei, der schon angezapft hatte und gerade die Sitzgruppe in 1 Meter Tiefe ausgrub. Ein Fehler vielleicht? Kann man so auf acht Halbe kommen?
Nach 1½ Stunden endlich die erste Rast in der Dvoracky (Saalenbacher Hofbaude). Und da man schlecht einbeinig Skilaufen kann, wurde der Stopp auf eine ¾ Stunde rausgezögert. Alle waren sehr gut drauf, so konnte es weitergehen. Das Schneetreiben steigerte sich unterdessen unbemerkt.
Weiter ging es nach starkem Anstieg über den Sattel zur Labska (Elbfallbaude). Dort Mittag trinken, und husch weiter bergan Richtung Martinova boudi (Martinsbaude). Vor dem Anstieg lauerte aber eine kleine Abfahrt, die so richtig unbeschadet eigentlich nur Glatze meisterte, zumindest gab er es vor. Der Rest der Gruppe versank teilweise bis zur Gürtellinie im Schnee, allerdings vom Kopf abwärts gesehen. Sportfreund Kleber, Uwe ließ dabei zum ersten Mal tief in sein fahrerisches Können blicken…, hatte er doch eins zu wenig getrunken und sein Körper dehydriert?
Vorbei, ja wirklich, vorbei an der Martinsbaude und an der Petrova bouda (Peterbaude), hinunter zur Spindlerova bouda (Spindlerbaude) und schnell hinein, der letzte Zwischenstopp lag doch schon so lange zurück. Und zur Lucni bouda (Wiesenbaude) war es doch noch so weit. Erschöpft und glücklich sanken wir in die ungemütliche Spindlerbaude, die nichts mehr vom Charakter einer Baude hat. Eher Interhotel, oder Hilton. Und dann wurden schnell die Pilsner bestellt, nachdem uns der Kellner gemustert hatte, als wenn wir aus dem Armenviertel von Castrop-Rauxel kommen würden. Das Menü war dann noch recht passabel, die nachbestellte Suppe im Preis fast so teuer wie anderswo eine Haxe. Bei der Kassierung erfolgte dann der absolute Schock: Preis eines Pilsners: 50 Kronen. Dazu die Frechheit, von jedem Gast noch mal 20 Kronen Servicegebühr zu verlangen. Macht bei einem Bier den Einzelpreis von 70 Korunken, umgerechnet mit Moritzkurs 2,80€. Warum in Gottes Namen schreiben die noch Baude draußen dran! Wir haben darauf hin sofort eine Reisewarnung an das Auswärtige Amt und an den Gault Millau Bierguide weiter gegeben. Hoffentlich mit Erfolg, das bald wieder traditionsreiche Preise Einzug halten können. Und der Kellner kollabierte fast, als der Allrounder für alle die Kreditkarte zog und damit der Servicepreis wieder sank…
Der letzte kleine Anstieg dauerte noch mal eine gute Stunde, dann war es geschafft und die Wiesenbaude begrüßte uns aus dem Nebel heraus. Nach drei, vier Absackern bezogen wir das kuschlige 20-Bett-Zimmer und machten uns über den leckeren Heidelbeerkuchen her, der scheinbar frisch aus dem Herd gereicht wurde. Es sollte an diesem Nachmittag und Abend an nichts fehlen, die Sportfreunde gingen durchweg „Zehnstellig“ ins Ziel, wobei Gunter eine gewisse Vorreiterrolle mit seiner originalen Siebziger Lucni- Kappe spielte. Mit Halsschmerzen vom Lachen gingen fast alle vor Mitternacht schlafen, gezeichnet von Route und Bier. Black streckte den Tag wieder mal bis in die frühen Morgenstunden.



Am nächsten Morgen verwöhnte uns das Riesengebirge mit schönstem Wetter, eine Wohltat nach dem Sud des vorangegangenen Tages.
Es ging zurück via Petersbaude (sehr empfehlenswert), Martinsbaude und Wosseckerbaude durchs Mummeltal nach Harrachsdorf in die Pivnice, wo es das oben beschriebene Fiasko gab. Den versöhnlichen Ausklang gab es im Restaurant des Sporthotels, wo Preis/ Leistung wieder stimmten.
Fazit der Tour: Riesenausflug, Zusammensetzung der Truppe nahezu optimal, nimmt man mal die „Unter-Vier-Stunden“- Leute raus, die natürlich unser Wahnsinnstempo drückten. 30km Sonnenschein auf dem Kamm des Riesengebirges am Abschlusstag, das muss man erstmal erleben. Es gab keine Ausfälle und Dehydrationen dank optimaler Reiseverpflegung an den Kontrollstationen. Ich bedanke mich bei allen Teilnehmern und freue mich schon mal auf den kommenden Januar. Hansi.
PS: Und nächstes Jahr stoppen wir schon am Kiosk!

Kurzer Nachtrag von Moritz: im Gegensatz zu den österreichischen Skiläufern sind wir ohne Eigenblutmanipulation und Doping nur mit böhmischen Pils die Strecke gut durchgekommen.